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„Frust und Strukturschwäche geben Rechtspopulisten Auftrieb“

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Strukturschwäche und demografischer Wandel können den Aufstieg rechter Parteien wie der AfD fördern – das besagt die Studie „Abgehängt im Aufschwung“ über die Entwicklung Ostthüringens seit der Wende. Mitautorin Sarah Hinz ist Arbeitssoziologin und promoviert an der Universität Jena. Im Interview spricht sie über das Umfragehoch der AfD, Abstiegsängste und Lehren für die demokratischen Parteien. Zur Untersuchungsregion Ostthüringen gehören Gera sowie die Landkreise Greiz und Altenburger Land. Am 1. September wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. Bereits Ende Mai finden Kommunalwahlen statt.  Teils in morbidem Zustand: der Geraer Stadtteil Lusan. „Die meisten Treffpunkte in ehemaligen Arbeitervierteln wurden geschlossen“, sagt Forscherin Sarah Hinz.  In Ostthüringen hat die AfD schon bei den letzten Wahlen weit überdurchschnittliche Erfolge erzielt. Wie erklären Sie sich die besondere Anziehungskraft? Zunächst einmal: Das Problem betrifft nicht nur Ostthüringen - Rechtspopulisten

Gegen Ärztemangel: Kreistag beschließt Medizin-Stipendien und Gründungszuschüsse

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Der Landkreis Northeim fördert die ärztliche Versorgung künftig mit Medizin-Stipendien und Gründungszuschüssen für Ärzte. Das hat der Kreistag mit breiter Mehrheit beschlossen. Hintergrund: Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) rechnet in den kommenden Jahren mit einem Mangel bei Haus- und Fachärzten. Im Bereich Einbeck wird der Versorgungsgrad der Hausärzte bis 2035 demnach von heute 116 Prozent auf 80 bis 90 Prozent sinken. Patientinnen und Patienten berichten schon heute von Problemen, eine passende Praxis zu finden. Bei den Fachärzten gilt unter anderem die Versorgung mit Augenärzten, Hautärzten, Urologen und Nervenärzten als problematisch. Foto: Freepik Medizin-Stipendien: Vorgesehen sind pro Jahr zwei Stipendien in Höhe von je 450 Euro monatlich. Im Gegenzug müssen die Ärztinnen und Ärzte nach ihrem Studium für eine Mindestzeit im Landkreis Northeim zu arbeiten. Die Verpflichtung gilt für bis zu 50 Monate und kann beispielsweise in einer kassenärztlichen Praxis oder

Einbecks Grundschulen schrumpfen wieder

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An Einbecks Grundschulen werden im Schuljahr 2029/2030 spürbar weniger Kinder lernen als heute. Laut einer Vorlage für den Schulausschuss erwartet die Stadtverwaltung einen Rückgang um gut 7 Prozent auf 1.027 Mädchen und Jungen. Einbecks kleinste Grundschule wird Ende des Jahrzehnts voraussichtlich Salzderhelden-Vogelbeck sein. Stabil entwickelt sich dagegen der Standort Wenzen, der sich noch vor wenigen Jahren gegen eine Schließung gewehrt hatte. Das größte Minus muss Kreiensen mit 55 Schülerinnen und Schülern verkraften. In ihrer Existenz scheint trotz der Rückgänge keine Schule bedroht. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2019/20 wurden im Stadtgebiet nur knapp 1.000 Erst- bis Viertklässler unterrichtet.  Einbecks Grundschulen müssen sich auf sinkende Schülerzahlen einstellen. Das gilt auch für die Pestalozzischule am Langen Wall.  Schülerzahlen in der Übersicht: Pestalozzischule: 2023/24*: 217 2029/30: 184 Grundschule am Teichenweg: 2023/24*: 195 2029/30: 166 Geschwister-Scholl-Schule: 202

Jeder dritte Hausarzt steuert auf den Ruhestand zu

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Trotz gefühlter Engpässe sind Einbeck und der Landkreis Northeim derzeit noch gut mit Haus- und Fachärzten versorgt – das zeigen Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Eine deutliche Verschlechterung droht allerdings mittelfristig, wenn viele ältere Medizinerinnen und Mediziner in den Ruhestand gehen. Im Bereich Einbeck beispielsweise ist jeder dritte Hausarzt 60 Jahre oder älter. In einem Ausblick bis 2035 erwartet die KVN daher Versorgungslücken. Über die Daten informiert die Kreisverwaltung in einer Vorlage für den Gesundheitsausschuss des Kreistags.  Symbolbild: senivpetro auf Freepik Versorgungsgrad in Einbeck nach Fachrichtung: Frauenärzte: 166% Chirurgen u. Orthopäden: 145% HNO-Ärzte: 124% Psychotherapeuten: 123% Nervenärzte: 122% Urologen: 121% Augenärzte: 117% Hausärzte: 116% Kinder- und Jugendärzte: 115% Hautärzte: 87% Berechnung: Bei den Fachärzten wird die Versorgung für den gesamten Landkreis Northeim ermittelt – eine hohe Quote bedeutet also nicht zw

Personalmangel und Langzeitarbeitslosigkeit: Wie passt das zusammen?

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Es klingt wie ein Widerspruch: Während viele Firmen händeringend Personal suchen, warten Hunderte Frauen und Männer seit Jahren vergeblich auf den passenden Job. In Zahlen: Mehr als 500 Langzeitarbeitslose zählte die Arbeitsagentur im Herbst 2023 allein in ihrem Einbecker Geschäftsstellenbezirk. 500 Menschen, die seit mindestens einem Jahr auf eine Stelle oder Weiterbildung warten. Ein Widerspruch? Nein, sagt Tobias Broda, Leiter Arbeitnehmer- und Arbeitgeberkunden. Denn in vielen Fällen werde die Arbeitsvermittlung durch unterschiedlichste Einschränkungen erschwert – unzureichende Kinderbetreuung, mangelnde Motivation, psychische Belastungen. „Ganz viel ist Gesundheit.“  Ein Schlüssel zum Erfolg sei individuelle Betreuung. „Fallmanagement ist wertvoll, um an den Hemmnissen zu arbeiten“, sagt Broda. Das sieht auch Stefan Schäfer so, Geschäftsführer des Jobcenters für den Landkreis Northeim. In einer Studie hätten Arbeitsmarktforscher die Gründe für eine erfolgreiche Rückkehr ins Erwerb

Stadtverwaltung pocht auf Neubau-Option für Vogelbeck

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Wo sind künftig noch Neubaugebiete möglich und wo nicht? Darum geht es am kommenden Mittwoch im Einbecker Stadtrat, wenn das Kommunalparlament über das neue Raumordnungsprogramm für den Landkreis Northeim berät. Laut Entwurf sollen größere Neubauflächen in Zukunft nur noch in ausgewählten Orten entstehen können. Im Einbecker Stadtgebiet gehören neben der Kernstadt (Mittelzentrum) auch Kreiensen (Grundzentrum) sowie Greene, Salzderhelden und Juliusmühle dazu. Auf der Liste fehlt bislang: Vogelbeck. Und genau daran entzündet sich in Einbeck Kritik. „Vogelbeck ist durch seine gute verkehrliche Lage an der Bundesstraße B 3 und seine relativ kurze Entfernung zur Kernstadt Einbeck mit den hier vorhandenen Arbeitsplätzen weiterhin als Wohnstandort prädestiniert“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Rat. Nach dem geltenden Raumordnungsprogramm habe sich Vogelbeck mit mehreren Wohngebieten nördlich der Hagebuttenstraße in diese Richtung entwickelt. Die letzten 11 Grundstücke im jün

Mehr als 400 Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt

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Nachwuchsmangel bleibt eine der größten Herausforderungen für südniedersächsische Unternehmen – das zeigen die Zahlen der Arbeitsagentur Göttingen zum Berufsberatungsjahr 2022/23. Mehr als 400 Lehrstellen blieben demnach unbesetzt. Positiv wertet die Arbeitsagentur, dass es sowohl bei den gemeldeten Stellen als auch bei den gemeldeten Bewerbern einen Anstieg gab. „Dass die Betriebe in diesen turbulenten Zeiten sogar mehr Ausbildungsstellen als in den Vorjahren gemeldet haben, ist keineswegs selbstverständlich, verdeutlicht aber den Stellenwert der Ausbildung im Kontext Fachkräftesicherung“, wird Agenturchefin Klaudia Silbermann zitiert. Die Zahlen für den Agenturbezirk Göttingen: Gemeldete Ausbildungsstellen: 3.116 (+34) Unbesetzte Ausbildungsstellen: 411 (-45) Gemeldete Ausbildungsbewerber: 2.154 (+97) Unversorgte Ausbildungsbewerber: 161 (+13) Rechnerisch kamen auf 100 Lehrstellen rund 70 Nachwuchskräfte auf Ausbildungssuche. Stabilisierend wirkte sich dabei die Zuwanderung aus. Zu d

Bürgerbeteiligung zum Raumordnungsprogramm: Wie weiter mit den Neubaugebieten?

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In dieser Woche ist die Beteiligung zum Raumordnungsprogramm für den Landkreis Northeim gestartet. Anders gesagt: Bürgerinnen und Bürger können ihre Meinung zu vielen sperrigen, aber wichtigen Themen einbringen – von der Mobilität über die Windenergie bis zum Wohnen. Bei sinkenden Einwohnerzahlen besonders knifflig ist die Frage, wo künftig noch Neubaugebiete entstehen sollen. Der Entwurf des Raumordnungsprogramms mahnt dabei zur Zurückhaltung – und sieht gleichzeitig etliche Ausnahmen vor. Die Unterlagen liegen bis zum 13. November beim Landkreis Northeim aus. Stellungnahmen sind zwei Wochen länger möglich. Nur zwei Kilometer trennen Juliusmühle (Stadt Einbeck) und Markoldendorf (Stadt Dassel). In beiden Orten sollen auch künftig Bauplätze über den Eigenbedarf hinaus ausgewiesen werden dürfen.  Grundsätze: „Die Entwicklung von Wohn- und Arbeitsstätten soll vorrangig auf die Zentralen Orte und vorhandene Siedlungsgebiete mit ausreichender Infrastruktur konzentriert werden“, heißt es im

Landkreis Northeim braucht Hunderte zusätzliche Seniorenwohnungen

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Unter der Überschrift „Graue Wohnungsnot“ warnt die Gewerkschaft IG Bau vor einem wachsenden Mangel an altengerechten Wohnungen. In 20 Jahren werden im Landkreis Northeim demnach knapp 38.000 Menschen zur Altersgruppe „67plus“ gehören – gut 6.000 mehr als heute. Die Folge: „In den kommenden Jahren werden im Kreis Northeim immer mehr ältere Menschen eine barrierearme Wohnung brauchen – ohne Treppenstufen, dafür mit bodengleicher Dusche und genügend Platz für das Rangieren mit Rollator und Rollstuhl“, so Harald Engelhardt, Bezirksvorsitzender Niedersachsen-Süd. Vorzeigeobjekt: Am Einbecker Petersilienwasser hat die EWG altengerechte Wohnungen geschaffen. Insgesamt fehlt es im Kreis Northeim aber an Wohnangeboten für die wachsende Zahl der Senioren.  Die Gewerkschaft beruft sich auf eine Studie des Pestel-Instituts in Hannover. Der Untersuchung zufolge benötigen bereits heute mehr als 5.350 Haushalte im Kreis Northeim eine Seniorenwohnung. In 20 Jahren würden 5.900 altengerechte Wohnungen

Stadtverwaltung: Mehr als 100 Beschäftigte vor dem Ruhestand

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Wie viele Arbeitgeber steht auch die Einbecker Stadtverwaltung vor dem Abschied der Babyboomer aus dem Erwerbsleben: Laut aktuellem Personalbericht haben 115 Beschäftigte (gut 28 Prozent) den 57. Geburtstag hinter sich und steuern somit auf den Ruhestand zu. Der aktuelle Wert (Stand: 31.12.2022) liegt unter dem Vorjahr (30 Prozent), jedoch deutlich über dem Jahr 2017 (25 Prozent). Als Babyboomer werden in Deutschland die geburtenstarken Jahrgänge ab Mitte der 1950er Jahre bezeichnet. Insgesamt zählte die Verwaltung Ende 2022 407 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neues Rathaus - alte Verwaltung: Bei der Stadt Einbeck steuert mehr als jeder Vierte auf Rente oder Pension zu. Angesichts der anstehenden Ruhestandswelle sieht die Verwaltung hohen Bedarf, neue Beschäftigte zu gewinnen und Wissen weiterzugeben. Ausbildung und Personal-Marketing müssten Schwerpunkte der Personal-Arbeit bleiben, fordert der Bericht. Aktuell bildet die Verwaltung 19 Nachwuchskräfte aus (Vorjahr: 17). Uneinheitlic