„Viele Häuser stehen leer oder sind in schlechtem Zustand“

Weniger Einwohner, mehr Senioren: Mit dem demografischen Wandel verändert sich auch der Wohnungsbedarf. Peter Traupe, Geschäftsführer der SPD-Kreistagsfraktion, über altengerechte Angebote, sanierungsbedürftige Immobilien und überzogene Mieten.

Blick in die Altendorfer Straße: So wie hier sind viele Einbecker Häuser reif für eine Sanierung.

Die SPD fordert ein Wohnraum-Konzept für den Landkreis Northeim. Warum?
Unsere Region verliert kontinuierlich Einwohner – auch wenn sich die Abwanderung  in jüngster Zeit etwas abzuschwächen scheint. Um Menschen von außerhalb zu gewinnen beziehungsweise hier zu halten, brauchen wir einerseits attraktive Arbeitsplätze. Hier sind wir mit unseren bekannten Unternehmen und der Nähe zu Göttingen recht gut aufgestellt. Zum anderen brauchen wir aber auch guten Wohnraum für alle Generationen und für jeden Geldbeutel. Daran mangelt es.

Wo liegen die Probleme?

Nehmen wir das Beispiel Einbeck. Man muss nur durch die Innenstadt gehen um zu sehen: Viele Häuser stehen leer oder sind in schlechtem Zustand. Das gilt auch in manchen Ortsteilen. Gerade aus vielen rückliegenden Bauten könnte man wesentlich mehr machen. Hinzu kommt: Angesichts der alternden Bevölkerung brauchen wir mehr barrierefreie Wohnungen in Zentrumsnähe oder mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Vor allem die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften und ihre Eigentümer sind gefordert.

In Einbeck hat die EWG gerade in barrierefreies Wohnen am Petersilienwasser investiert…
Kaltmieten von zehn Euro pro Quadratmeter sind aber für viele unbezahlbar! Solche Projekte sind nicht die vorrangige Aufgabe kommunaler Wohnungsbaugesellschaften. Und der nächste Neubau der EWG an der Baurat-Hase-Straße ist zu weit von der Innenstadt entfernt. Gerade Ältere brauchen kurze Wege zum Einkaufen sowie zu Ärzten und Apotheken.

Peter Traupe aus Einbeck ist Geschäftsführer der SPD-Kreistagsfraktion.

Ein Wohnraum-Konzept steht erst einmal nur auf dem Papier. Was ändert sich dadurch?
Bei vielen Förderprogrammen ist solch ein Konzept die Voraussetzung, um an Fördermittel zu kommen. Das würde vieles verändern, denn letztlich hängt es ja oft am Geld, ob ein Projekt realisiert wird. Von Fördermitteln können private Hauseigentümer ebenso profitieren wie kommunale Gesellschaften oder andere Investoren. Wo Investitionen in Wohnraum nicht sinnvoll sind, brauchen wir vernünftige Alternativen. Das kann auch ein gezielter Rückbau sein, um die Flächen anders zu nutzen.

Bleibt das Problem der Verkehrsanbindung. Der öffentliche Nahverkehr ist in unserer ländlichen Gegend alles andere als gut…
Das sehe ich anders. Der Zweckverband Südniedersachsen hat den Busverkehr spürbar  verbessert. Und die Einbecker Kernstadt bekommt bald einen Bahnanschluss. Zu den Pendlerzeiten wird es durchgehende Verbindungen nach Göttingen geben. Außerhalb dieser Zeiten kann man mit der Bahn nach Salzderhelden fahren und dort in den Metronom nach Hannover oder Göttingen steigen. Das ist ein großer Fortschritt. Nicht zu vergessen das Nachtbusangebot an Wochenenden von und nach Göttingen. 

Aktueller Hinweis:
Die SPD-Kreistagsfraktion hat beantragt, unter Beteiligung der Städte und Gemeinden ein Wohnraumversorgungskonzept zu erarbeiten. In seiner Sitzung vom 7. September 2018 hat der Northeimer Kreistag den Antrag an den zuständigen Fachausschuss überwiesen. 

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