„Viele Schüler hängen den Älteren an den Lippen“

Ob Pflegebranche oder Einzelhandel – in einer alternden Gesellschaft haben es immer mehr Berufseinsteiger mit älteren oder hochbetagten Kunden zu tun. Dazu das Interview mit Kathrin Düvel, Abteilungsleiterin für Sozialpädagogik, Pflege und Hauswirtschaft an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Einbeck.

Kathrin Düvel, Abteilungsleiterin an den Berufsbildenden Schulen (BBS) in Einbeck. Sie sagt: "Wir wollen dazu beitragen, eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen."

Wie bereiten Sie Ihre Schüler auf das Arbeiten in einer alternden Gesellschaft vor?
Düvel: Viele unserer Abschlüsse, etwa in der Pflege, zielen ganz direkt auf die Arbeit mit älteren oder hochbetagten Menschen. Gleichzeitig fördern wir in vielen Bereichen die Begegnung zwischen Jung und Alt.

Was tun Sie konkret?

Düvel: Ein gutes Beispiel ist das Projekt „3000 Schritte“, bei dem wir mit dem Lions-Club Einbeck zusammenarbeiten. Jeden Mittwoch unternehmen Schüler und Senioren einen Spaziergang durch die Stadt. Unsere Altenpflegeschüler aus dem zweiten Ausbildungsjahr planen die Routen. Neben der Bewegung geht es um das Gespräch. Viele Schüler hängen den Älteren regelrecht an den Lippen, wenn sie von ihren Erfahrungen erzählen. Das beobachten wir übrigens auch beim Mehr-Generationen-Brunch, den wir zusammen mit dem Roten Kreuz organisieren. Dabei laden die angehenden Pflegeassistenten regelmäßig Senioren und Kindergartengruppen in die Schule ein.

Was passiert außerhalb des Pflegebereichs?

Düvel: Im Beruflichen Gymnasium Wirtschaft gibt es zum Beispiel das Projekt „Schüler schulen Senioren“ in Zusammenarbeit mit dem Seniorenrat. Dabei zeigen die Zwölftklässler den Älteren einen Nachmittag lang, wie sie mit Computer, Internet und Smartphone umgehen. Bis zu 20 Senioren nehmen daran teil. Jeden Donnerstag treffen sich zudem die Flüchtlinge aus unserer Sprachförderklasse mit Bewohnern des Pflegeheims Deinerlinde. Das steht unter dem Motto „miteinander leben“. Obwohl es mit der Sprache manchmal noch hapert, haben sich die Generationen immer etwas zu sagen. Sie sprechen viel über ihre Fluchterfahrungen von heute und damals.

Was ist das Ziel solcher Projekte?

Düvel: Wir wollen dazu beitragen, eine Brücke zwischen den Generationen zu bauen. Zugleich entsprechen die Projekte unserem Ansatz, möglichst viel handlungs- und projektorientierten Unterricht anzubieten. Außerhalb des Klassenzimmers sammeln die Schüler oft die prägendsten Eindrücke und Erfahrungen.

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