„Wir sollten um Neubürger aus Göttingen werben“

Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) ist Ortsbürgermeisterin in Opperhausen. Angesichts des Einwohnerrückgangs setzt sie auf die Rückkehr junger Eltern und Neubürger aus Göttingen, die den hohen Preisen in der Universitätsstadt entkommen wollen. Hemmnisse seien das geringe Immobilienangebot und die unzureichende Internetanbindung Opperhausens.
 
Beatrix Tappe-Rostalski sagt, trotz schrumpfender Bevölkerung sei Opperhausen ein lebendiger Ort. Allerdings warnt sie vor einem Mangel an Ehrenamtlichen: "Immer weniger Menschen sind bereit, Verantwortung zu tragen."

Wie sehr leidet Opperhausen unter dem demografischen Wandel?
Der Blick auf die Fakten zeigt, dass auch wir stark betroffen sind. In meiner Kindheit lebten mehr als 900 Menschen in Opperhausen. Heute hat der Ort noch 720 Einwohner, davon gut 50 in Osterbruch. Die beiden Bäcker, das Schreibwarengeschäft, der Porzellanladen, die es früher gab, sind längst verschwunden. Trotzdem habe ich nicht das Gefühl, in einem schrumpfenden oder gar sterbenden Dorf zu leben. Opperhausen ist immer noch ein sehr lebendiger Ort.

Woran zeigt sich das?
Ganz wichtig sind die vielen aktiven Vereine und die Freiwillige Feuerwehr, die  Veranstaltungen wie den Dorfputz, die Blutspende oder die Waldweihnacht auf die Beine stellen. Einen wichtigen Beitrag zum Ortsleben leistet außerdem der Kindergarten, den Eltern aus Opperhausen vor 45 Jahren im ehemaligen Schulgebäude gegründet haben. Jeder Opperhäuser über 80 Jahre bekommt von den Kindern einmal im Jahr ein Geburtstagsständchen. Inzwischen gibt es auch wieder einen Hofladen, der frische Lebensmittel verkauft.

Wo liegen die Probleme?
Wir haben nicht nur einen Mangel an Fachkräften, sondern auch einen Mangel an Ehrenamtlichen. Immer weniger Menschen sind bereit, Verantwortung zu tragen und Funktionen zu besetzen. Selbst im Sportverein mit rund 400 Mitgliedern fand sich vorübergehend niemand, der den Vorsitz übernehmen wollte. Bei vielen Jüngeren bleibt neben Familie, Beruf und Pendeln zur Arbeit kein Raum für ehrenamtlichen Einsatz. Außerdem gibt es Vorbehalte gegen die Verbindlichkeit und die festen Zeiten von Vereinen.

Wie steht es mit der Mobilität?
Die Nähe zur Autobahn und zum Bahnhof Kreiensen sind große Pluspunkte für Opperhausen. Leider wird der Busverkehr nicht so gut angenommen, obwohl es alle zwei Stunden eine Verbindung nach Kreiensen gibt. Oft fahren die Busse leer. Ich kann durchaus verstehen, dass es für ältere Menschen schwierig ist, mit Rollator in einen Bus zu kommen. Trotzdem sind die geringen Fahrgastzahlen gefährlich. Denn wenn ein Angebot nicht genutzt wird, dann verschwindet es.
 
Von Opperhausen ist es nur ein Katzensprung zum Bahnhof nach Kreiensen - ein großer Vorteil, meint die Ortsbürgermeisterin.

Wie attraktiv ist Opperhausen für Zuzüge?
Das Interesse ist da. Zum einen beobachte ich einen Trend zur Rückkehr von Menschen, die sagen: Ich bin in Opperhausen aufgewachsen und nun möchte ich auch, dass meine Kinder dort groß werden. Zum anderen sehe ich gute Chancen, von der Nähe und der guten Verkehrsanbindung nach Göttingen zu profitieren. Dort sind Immobilien und Mieten extrem teuer. Wir sollten deshalb um Neubürger aus Göttingen werben.

Welche Hindernisse gibt es?
Zurzeit stehen bei uns nur zwei Häuser und ein Bauplatz zum Verkauf. Das reicht nicht. Darüber hinaus haben wir großen Nachholbedarf beim schnellen Internet. Das ist bei der Wahl des Wohnorts inzwischen ein wichtiger Faktor. In vielen Berufen ist schnelles Internet die Voraussetzung, um einen Teil der Arbeit von zuhause erledigen zu können. Solche Homeoffice-Modelle sind zum Beispiel für junge Mütter attraktiv, die nach einer Kinderphase in den Job zurückkehren. Auch viele Selbstständige sind auf eine leistungsfähige Internetverbindung angewiesen.

Welche Lösung sehen Sie?
Die Telekom hat den klaren Auftrag, bis Juni 2019 für eine flächendeckende Breitbandversorgung im Landkreis zu sorgen. Darauf warten wir dringend – bisher gab es aber noch nicht einmal den ersten Spatenstich. Wenn sich nicht sehr bald etwas tut, werden wir uns den Orten anschließen, die auf andere Anbieter wie das Göttinger Unternehmen Goetel setzen.

Wie wollen Sie das Immobilienangebot erhöhen? Bei sinkenden Einwohnerzahlen dürften große Neubaugebiete keine Option sein…
Das stimmt. Aber wenn ich durch den Ort gehe, dann sehe ich etliche Häuser, die nur noch von einem älteren Menschen bewohnt sind. Sofern keine Kinder da sind, müssen die Besitzer früher oder später einen Käufer finden. Solche Fälle sollten wir mit einer Abfrage erfassen, um anschließend Hausbesitzer und Interessenten zusammenzubringen. Natürlich soll jeder selbst entscheiden, wann und ob er sich von seinem Haus trennt. Es ist aber sinnvoll, sich frühzeitig Gedanken zu machen und die Dinge zu regeln.

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