„Mit Rollator kann man sich auf dem Marktplatz kaum fortbewegen“

Mit der Alterung der Gesellschaft werden Senioren auch als Kunden immer wichtiger. Nach Einschätzung von Florian Geldmacher, Geschäftsführer der Einbeck Marketing GmbH, hat der Einzelhandel das erkannt. Die Stadt aber müsse dringend investieren, um die Fußgängerzone auch für Senioren gut begehbar zu machen.

Der Einbecker Marktplatz. Das Pflaster dort müsse dringend erneuert werden, fordert Florian Geldmacher.

Welche Branchen gewinnen durch den demografischen Wandel an Bedeutung?
Es ist kein Geheimnis, dass der Pflegesektor in den kommenden Jahren sicherlich stark wachsen wird, da die Zahl der Älteren und Hochbetagten kontinuierlich steigt. Ein Beispiel aus Einbeck ist der geplante Senioren-Wohnpark in der Kolberger Straße. In den vergangenen Jahren konnte man bereits die Expansion der Apotheken beobachten.

Was bedeutet die wachsende Zahl älterer Kunden für den Einzelhandel?
Selbstverständlich müssen sich die Geschäfte auf die Bedürfnisse der Senioren einstellen – beispielsweise mit barrierefreien Zugängen. Nach meiner Beobachtung geschieht das auch. Eine große Schwierigkeit für die Läden der Einbecker Innenstadt ist allerdings das Pflaster auf dem Marktplatz und in der Marktstraße. Mit einem Rollstuhl oder Rollator kann man sich dort kaum fortbewegen. Hier muss die Stadt dringend handeln. Übrigens ist der schlechte Zustand des Pflasters auch bei Großveranstaltungen ein Problem, weil sich die Bühnen nur mit viel Mühe austarieren lassen und sich der Boden nur schlecht reinigen lässt.

Gibt es genügend Nachfolger für ältere Unternehmer?
Nein, im Handwerk, in Hotels und in der Gastronomie wird zum Teil dringend gesucht. Auch für manches Industrieunternehmen ist kein Nachfolger in Sicht. Es geht aber nicht nur um bestehende Firmen. Es gibt durchaus auch Lücken im Angebot, die engagierte Unternehmer schließen könnten. Ein Hemmnis besteht darin, dass zeitgemäße Ladenflächen nur schwer zu finden oder zu entwickeln sind. Ein Fachwerkhaus bietet im Erdgeschoss typischerweise eine Verkaufsfläche von 200 bis 300 Quadratmetern. Standard sind aber eher 800 bis1200 Quadratmeter, die sich bestmöglich von zwei Mitarbeitern überblicken lassen.

Florian Geldmacher, Geschäftsführer der Einbeck Marketing GmbH. Foto: Einbeck Marketing / © Socher

Sie werben für das Unternehmertum – welche Unterstützung gibt es dafür in Einbeck?
Am Möncheplatz haben wir vor zwei Jahren einen Co-Working-Space geschaffen, den Gründer und Selbstständige zu bezahlbaren Preisen nutzen können. Dort gibt es ausgestattete Arbeitsplätze, zeitgemäße Besprechungsräume und natürlich schnelles Internet. Mit einer Chipkarte haben die Nutzer rund um die Uhr Zugang. Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt und des Landkreises sowie weiteren Kooperationspartnern wollen wir so die Gründerkultur in der Region voranbringen.

Wie wird der Co-Working-Space angenommen?
Aktuell nutzen zwei Gründer aus dem IT-Bereich den Co-Working-Space. Sie haben sich neben ihrem Hauptberuf selbstständig gemacht und wollen jetzt ohne großes Risiko ausprobieren, ob sich ihre Geschäftsidee bewährt. Darüber hinaus vermieten wir regelmäßig Räume an Firmen, die Seminare veranstalten. Gemeinsam mit den Kooperationspartnern bieten wir regelmäßig kostenfreie Gründer-Workshops zu verschiedenen Themen an.

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