„Nicht alle Schul-Standorte sind zu halten“

Bei schrumpfender Bevölkerung stehen schmerzliche Entscheidungen zur Zukunft der Schulen an. Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) ist Vorsitzende des zuständigen Ausschusses im Einbecker Stadtrat. Im Interview spricht sie über sichere und gefährdete Standorte.
 
Von der Schließung bedroht: die Außenstelle Greene der Grundschule Kreiensen.

Bis 2030 werden die Schülerjahrgänge in Einbeck deutlich kleiner. Sind Schulschließungen damit unvermeidlich?
Ja, das sieht zum jetzigen Zeitpunkt leider so aus. Wir werden näher zusammenrücken und Kirchturmdenken überwinden müssen. Auf die Dauer werden angesichts des Einwohnerrückgangs nicht alle Standorte zu erhalten sein.

Welche Schulen sind in Gefahr?
Es ist kein Geheimnis, dass die Außenstelle Greene der Grundschule Kreiensen bereits kurz vor dem Aus stand. Wir konnten die Schließung nur vermeiden, weil rumänische Familien mit einer ausreichenden Zahl von Kindern in das Einzugsgebiet gezogen sind. Allerdings ist das keine Garantie, dass der Standort Greene auch in Zukunft bestehen bleibt. Es gab damals nach interfraktionellen Beratungen den Beschluss und in Folge eine Satzungsänderung, dass die Außenstelle Greene der Grundschule Kreiensen weitergeführt wird, soweit sich für den Jahrgang insgesamt eine Dreizügigkeit ergibt. Hier wird man sich die künftigen Schülerzahlen genau ansehen müssen.

Wie steht es mit den anderen Schulen im Stadtgebiet?
Die drei Grundschul-Standorte in der Kernstadt sind ungefährdet. Das gilt auch für die Grundschule Salzderhelden-Vogelbeck. Die Grundschule „Auf dem Berge“ in Wenzen dagegen muss man angesichts sinkender Schülerzahlen im Auge behalten. Drüber stand bereits einmal zur Diskussion – aus heutiger Sicht droht dem Standort allerdings keine Gefahr. Auch die weiterführenden Schulen im Stadtgebiet müssen derzeit keine Schließung fürchten.
 
Beatrix Tappe-Rostalski (CDU) ist Vorsitzende des Schulausschusses im Einbecker Stadtrat.

Wann droht der Grundschule „Auf dem Berge“ die Schließung?
Bis 2024 müssen alle Schulen barrierefrei sein. Die Umbaukosten erreichen leicht 200.000 bis 300.000 Euro pro Standort. Deshalb werden wir rechtzeitig entscheiden, bei welchen Schulen sich die Investition noch lohnt und bei welchen nicht. Dazu haben wir übrigens einen fraktionsübergreifenden Ausschuss gebildet, damit die Entscheidungen zum Erhalt oder zur Schließung von Schulen von allen Parteien getragen werden. Wir sind uns einig, dass unsere Grundschulen in den Dörfern solange erhalten bleiben, wie die Einzügigkeit gegeben ist.

Nicht nur die Schülerzahlen sinken – es fehlt auch an Lehrern. Wie ist die Lage in Einbeck?
Statistisch gesehen ist die Unterrichtsversorgung momentan gut. Trotzdem wird es immer schwieriger, Lehrerinnen und Lehrer zu finden, die dauerhaft in unserer strukturarmen und ländlich geprägten Region leben möchten.

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