"Da habe ich gesagt: Wir müssen das Bad retten!"

Für ihr Engagement zum Erhalt des Greener Hallenbads sind Heinrich Langheim aus Kreiensen und Eberhard Völkel aus Greene vor kurzem mit dem Einbecker Seniorenpreis ausgezeichnet worden. Im Interview berichten sie, wie sie zu ihrem ungewöhnlichen Ehrenamt kamen und was sie motiviert.

Seit 25 Jahren sorgen Eberhard Völkel (li.) und Heinrich Langheim dafür, dass der Betrieb im Greener Hallenbad weitergeht – dafür bekamen sie vor kurzem den Einbecker Seniorenpreis.

Seit 25 Jahren schmeißen Sie ehrenamtlich das Greener Hallenbad. Wie kam es dazu?
Völkel: Seit Anfang der 70er Jahre wurde das Hallenbad auf dem Gelände des Schulzentrums von der Gemeinde Kreiensen betrieben. Allerdings führte das immer wieder zu hohen Defiziten. Anfang der 90er Jahre stand der Landkreis Northeim als Eigentümer des Gebäudes deshalb kurz davor, das Bad zu schließen.
Langheim: In dieser Situation haben wir uns im Herbst 1993 zufällig am Beckenrand getroffen. Wir waren beide regelmäßige Schwimmer und wollten gerade unsere Leistung für das Sportabzeichen absolvieren. Eberhard Völkel war damals Ortsbürgermeister in Greene. Ich kannte die Politik aus meiner Zeit als Ortsbürgermeister in Kreiensen. Da habe ich zu ihm gesagt: Wir müssen das Bad retten! Kurz darauf haben wir alle Vereine aus Kreiensen und Greene in eine Gaststätte eingeladen. Gemeinsam haben wir den Förderverein für das Hallenbad gegründet. Ich wurde zum Vorsitzenden gewählt und Eberhard Völkel zum Stellvertreter.

Wie gelang die Rettung?
Langheim: Ich war selbstständiger Zimmerermeister, Eberhard Völkel ist Tischlermeister. Darum haben wir von Anfang an gesagt: Das Schwimmbad muss wie eine Firma geführt werden. Bis dahin war alles auf Zuschüsse ausgerichtet. Wir jedoch wollten und mussten kostendeckend arbeiten.  Deshalb haben wir nicht darauf gewartet, dass die Leute zu uns kamen. Wir sind aktiv auf die Schulen und Vereine zugegangen, um das Bad zu füllen. Damals haben wir damit Neuland betreten – denn Greene war das erste Schwimmbad in Niedersachsen, das nur von Bürgern betrieben wurde.
Völkel: Wir haben es geschafft, dass das Bad über die gesamte Woche gut genutzt wird. Von Montag bis Freitag starten wir jeden Morgen mit dem Frühschwimmen. Anschließend kommen viele Gruppen aus Schulen, Kursen und Vereinen, so dass bis 21 Uhr kaum eine Lücke entsteht. Am Samstag und Sonntag ist das Bad für jedermann geöffnet. Wer möchte, kann das Hallenbad auch für eine private Veranstaltung mieten. Allerdings sollte man sich rechtzeitig melden, denn freie Termine sind knapp.

Heinrich Langheim: „Das Schwimmbad muss wie eine Firma geführt werden.“

Wie viele Besucher nutzen das Bad?
Völkel: Rund 12.000 im Jahr – davon 4.000 über die Schulen. In jeder Saison lernen etwa 60 Kinder im Greener Hallenbad schwimmen, viele besuchen anschließend noch die Aufbaukurse. Um die Zahlen einzuordnen, muss man wissen, dass wir nur von Anfang Oktober bis Ende März geöffnet haben. In der wärmeren Jahreszeit bleibt das Bad geschlossen – denn das ist schließlich die Zeit der Freibäder.
Langheim: Für uns ist der Sommer zugleich die Zeit für Instandhaltung und größere Reparaturen. Seit 1993 haben wir mehr als 120.000 Euro in das Bad investiert – beispielsweise in eine neue Lüftungs- und in eine neue Wasserenthärtungsanlage. Viele Arbeiten erledigen die Mitglieder des Fördervereins in Eigenleistung, um die Kosten zu senken.

Wie finanzieren Sie den laufenden Betrieb?
Langheim: Wir schaffen nur das an, was wir wirklich brauchen – und wir haben dafür gesorgt, dass die Personalkosten im Rahmen bleiben. Unter der Woche stellen die Schulen und Vereine die Übungsleiter, wenn sie das Bad nutzen. Nur am Wochenende bezahlen wir eine Badeaufsicht von der DLRG. Auf diese Weise kommen wir gut über die Runden. Wir mieten das Schwimmbad-Gebäude jedes Jahr für einen symbolischen Betrag vom Landkreis Northeim. Zuschüsse bekommen wir nicht.
Völkel: Unsere Haupteinnahmen sind: Mitgliedsbeiträge, der Verein hat rund 500 Mitglieder, Gebühren für das Schulschwimmen, Einnahmen aus Wassergymnastik sowie Schwimmkursen für Erwachsene und Kinder. Qualifizierte Übungsleiter dafür stellt der Förderverein. Weitere Einnahmen haben wir aus der Schwimmhallennutzung durch Vereine und Verbände sowie Privatpersonen. Davon finanzieren wir den laufenden Betrieb und sämtliche Betriebskosten.

„Wenn ich durch Einbeck gehe, grüßen mich die jungen Frauen“, sagt Eberhard Völkel. „Das sind die Mütter der Kinder, die bei uns in Greene das Schwimmen gelernt haben.“

Wieviel Zeit investieren Sie für das Hallenbad?
Langheim: Ich schätze, dass ich im Durchschnitt vier Stunden pro Tag für den Förderverein unterwegs bin. Heute zum Beispiel war ich bereits dreimal im Hallenbad.
Völkel: Bei mir ist es etwas weniger. Vieles kann ich zuhause an meinem Schreibtisch erledigen. Wir haben uns die Aufgaben so aufgeteilt, dass ich mich vor allem um die Büroarbeit kümmere und Heinrich Langheim um die Technik.

Was motiviert Sie?
Völkel: Wenn ich durch Einbeck gehe, dann grüßen mich die jungen Frauen (schmunzelt). Das sind die Mütter der Kinder, die bei uns in Greene das Schwimmen gelernt haben. Die Arbeit für das Hallenbad macht mir einfach Spaß – und sie hält mich jung.
Langheim: Eine große Motivation ist der Erfolg. Wenn wir mit dem Hallenbad nicht so erfolgreich wären, dann hätten wir die Arbeit sicherlich schon längst eingestellt. Aber wir haben die Dinge zum Laufen gebracht – das ist ein gutes Gefühl.

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