Ruhestandswelle droht ärztliche Versorgung zu gefährden

Gerade eine alternde Bevölkerung braucht eine verlässliche medizinische Versorgung. Nach Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) ist Einbeck derzeit noch gut aufgestellt - sowohl bei den Hausärzten als auch bei den Fachärzten. Allerdings drohen Versorgungslücken, wenn in den kommenden Jahren mehr als ein Drittel der Praxisinhaber in den Ruhestand gehen.

Noch ist Einbeck gut mit Ärzten versorgt - doch eine Ruhestandswelle niedergelassener Mediziner könnte in den kommenden Jahren zu Problemen führen. Bis 2030 dürfte sich mehr als jeder dritte Praxisinhaber aus dem Arbeitsleben zurückziehen.

Um sich ein Bild von der Versorgungslage zu machen, betrachtet die KVN die Zahl der Mediziner im Verhältnis zur Bevölkerung, erläutert Sprecher Detlef Haffke. Grundlage seien Richtlinien, die die Ärzteschaft gemeinsam mit den Krankenkassen festlegt. Die aktuelle Situation:

Hausärzte:
Mit 41 Medizinern für gut 50.000 Menschen gilt der sogenannte Mittelbereich aus Einbeck, Dassel und Bad Gandersheim als überversorgt. Die Vorgaben sehen eine Quote von einem Hausarzt für 1.576 Einwohner vor – rechnerisch würden damit schon 32 Mediziner reichen, um eine hundertprozentige Versorgung zu erzielen. Der aktuelle statistische Versorgungsgrad beträgt 127,8 Prozent, sodass die Region für zusätzliche Mediziner gesperrt ist.

Fachärzte:
Anders als bei den Hausärzten wird bei den Fachärzten der gesamte Landkreis Northeim mit rund 133.000 Einwohnern betrachtet. Auch hier zeigen die Zahlen in nahezu allen Fachgebieten eine statistische Überversorgung. „Ein Planungsbereich gilt als überversorgt und damit für zusätzliche Arztsitze gesperrt, wenn die Arztdichte einer Fachgruppe einen Wert von 110 Prozent übersteigt. Es gilt ein Zulassungsstopp“, erläutert KVN-Sprecher Haffke. Die Folge: Mediziner können sich nur dann neu niederlassen oder anstellen lassen, wenn ein anderer Arzt seine Zulassung zurückgibt. „Ausnahme ist die Gruppe der HNO-Ärzte. Hier gibt es noch die Möglichkeit einer weiteren Niederlassung“, so Haffke.

Die aktuellen Versorgungsgrade in der Übersicht:
Augenärzte: 118,9 Prozent (8 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 19.760 Patienten) 
Chirurgen/Orthopäden: 153,3 Prozent (13 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 15.674 Patienten)
Frauenärzte: 166,5 Prozent (17 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 6.598 Patientinnen)
HNO-Ärzte: 97,3 Prozent (4 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 32.321 Patienten)      
Hautärzte: 121,7 Prozent (4 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 40.429 Patienten)
Kinderärzte: 128,7 Prozent (6,5 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 3.990 Patienten)
Nervenärzte: 122,7 Prozent (3,5 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 30.910 Patienten)
Psychotherapeuten: 156,3 Prozent (23 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 9.034 Patienten)
Urologen: 117,6 Prozent (4,25 Mediziner / Vorgabe: 1 Arzt für 44.679 Patienten)

Zukunft:
Die Region steht auch bei den Ärzten vor einer Ruhestandswelle, deren Ausmaß die medizinische  Versorgung zu gefährden droht. Nach einer Prognose der Kassenärztlichen Vereinigung erreichen bis 2030 rund 45 von 124 Ärzten und Psychotherapeuten das 65. Lebensjahr. „Die statistische Entwicklung zeigt klar, dass die demografischen Veränderungen sich auf die ärztliche Versorgung auswirken werden“, so KV-Sprecher Haffke. Bei drohender Unterversorgung liege der Sicherstellungsauftrag bei der Kassenärztlichen Vereinigung, die einen Mediziner etablieren müsse. Dies gilt allerdings erst dann, wenn der Versorgungsgrad unter 75 Prozent fällt.

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