„Es hat nicht lange gedauert, bis mich jemand mitgenommen hat“

Zu den größten Problemen des demografischen Wandels gehört die Mobilität auf dem Land. Im Interview spricht Ortsbürgermeisterin Eunice Schenitzki über die Lage in Hullersen, den öffentlichen Nahverkehr und eine besondere Art des Trampens. Schenitzki ist zugleich Mitglied der SPD-Fraktion im Einbecker Stadtrat.

Ortsbürgermeisterin Eunice Schenitzki auf der Hullerser Mitfahrerbank. "Die Idee stammt von einer Bürgerin", berichtet sie.

Wie steht es um die Mobilität in einem kleinen Ort wie Hullersen?
Wir sind glücklicherweise in einer guten Lage, weil wir über bessere Busverbindungen verfügen als viele andere Dörfer. Die Busse nach Einbeck und Dassel fahren nahezu stündlich – auch in den Ferien. Am Wochenende gibt es immerhin vier, fünf Verbindungen pro Tag. Hinzu kommt: Einbeck ist so nah, dass man auch problemlos mit dem Rad fahren oder zu Fuß gehen kann.

Trotzdem gibt es seit einiger Zeit eine Mitfahrerbank – wozu?
Die Idee stammt von einer Bürgerin, die ein ähnliches Konzept anderswo kennengelernt hatte. In Hullersen war es immer schon üblich, dass sich die Menschen helfen und beispielsweise Fußgänger mit in die Stadt zu nehmen. Mit der Bank am Ortsausgang nach Einbeck haben wir dafür einen festen Platz geschaffen. Wenn dort jemand sitzt, dann wissen Autofahrer: Es könnte gut sein, dass diese Person eine Mitfahrgelegenheit sucht. Natürlich kann man auf der Bank auch einfach eine Pause einlegen.

Wie wird die Bank angenommen?
Wir erheben keine Zahlen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Gleich zu Beginn habe ich das Ganze selbst ausprobiert und mich auf die Bank gesetzt. Es hat nicht lange gedauert, bis mich jemand mitgenommen hat nach Einbeck.

Ein Modell für die Zukunft?

An der Bank werden wir auf jeden Fall festhalten. Vor kurzem hat sich eine Familie bereiterklärt, Schilder für die Mitfahrer zu entwerfen. Dann können Autofahrer schon von weitem erkennen, ob jemand zum Beispiel nach Einbeck oder nach Holtensen mitfahren möchte. Wir entwickeln das Angebot also weiter.

Auch in Hullersen dürfte es schwieriger werden mit der Mobilität, wenn die Bevölkerung altert und schrumpft…
Bisher scheint uns dieser Trend nicht so stark zu betreffen wie andere Orte. Die Bevölkerungszahl bleibt fast konstant und liegt derzeit bei 340 Menschen. Es gibt auch viele junge Einwohner. Das erlebe ich immer wieder, wenn wir Angebote für Kinder organisieren. Da ist meistens eine Menge los.

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