Gesamtstrategie: Viele Fragezeichen für die Bürger

Die Verabschiedung der Gesamtstrategie im Einbecker Stadtrat gleicht einer Selbstverpflichtung: Ab sofort soll der demografische Wandel als zentraler Aspekt in allen politischen Handlungsfeldern berücksichtigt werden. Fragezeichen bleiben bei den konkreten Folgen für die Bürger und den Prioritäten. Eine Analyse.

Blick auf das alte Rathaus: Hier soll künftig bei jeder Entscheidung der demografische Wandel berücksichtigt werden. So hat es der Stadtrat mit der Gesamtstrategie beschlossen.

Nachhaltigkeit, demografischer Wandel, Bürgerbeteiligung und Innovation – so lauten die vier zentralen Themen der Gesamtstrategie. Ein Blick auf die Bevölkerungsprognosen zeigt, dass die Demografie diese hohe Aufmerksamkeit zweifellos verdient: Schon heute altert und schrumpft Einbeck sichtbar. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Das muss und wird sich in kommunalpolitischen Entscheidungen niederschlagen – ob es um Schulen, Kindertagesstätten oder Wohnraum für Senioren geht.

Wie aber könnten die demografiegerechten Lösungen der Zukunft aussehen? Darauf gibt die Gesamtstrategie bislang kaum Antworten. Ziele wie ein „adäquates Freizeitangebot“ oder die „bedarfsgerechte Bereitstellung der sozialen Infrastruktur“ sind so allgemein formuliert, dass sie kaum eine Richtung erkennen lassen, wenig Orientierung geben.

Etwas konkreter wird es bei den Finanzen, wo die Gesamtstrategie den „Schuldenabbau im Konzern Stadt“ verlangt. Das kann man auch als Reaktion auf die sinkenden Einwohnerzahlen verstehen, die die Rückzahlung von Krediten in Zukunft noch schwieriger machen. Weitergehende Strategien für die einzelnen Handlungsfelder wollen die Ratsausschüsse jedoch erst bis zur Haushaltsplanung 2020 entwickeln. Bis dahin ist Geduld gefragt.

Mit der Gesamtstrategie hat der Rat auch eine Prioritätenliste der Ziele beschlossen – hier  verwundert ein Blick auf die hinteren Ränge. Nur unter ferner liefen findet sich beispielsweise die Positionierung der Stadt als attraktiver Arbeitgeber. Dies erstaunt deshalb, weil die Verwaltung vor einer Ruhestandswelle steht und in den kommenden Jahren viele Nachwuchskräfte für sich gewinnen muss. Der Wettbewerb mit den privaten Arbeitgebern dürfte hart werden, denn viele Einbecker Unternehmen suchen heute schon händeringend nach Auszubildenden.

Wie groß der Umbruch in der Stadtverwaltung sein wird, macht der aktuelle Personalbericht klar: 90 der 360 Verwaltungs-Mitarbeiter haben demnach ihren 57. Geburtstag bereits gefeiert und werden ihre Berufslaufbahn in den kommenden Jahren beenden. „Ausbildung und Personal-Marketing müssen somit Schwerpunkte der Personal-Arbeit in den nächsten Jahren bleiben“, fordert der Bericht. Die Prioritätenliste spiegelt das nicht wider.


Zur Gesamtstrategie der Stadt Einbeck gehören 19 Ziele – von zeitgemäßer technischer Infrastruktur bis zur Weiterentwicklung der familienfreundlichen Angebote. Die Ziele gliedern sich in sechs Handlungsfelder: Stadtentwicklung und Umwelt; Finanzen; Verwaltungsmodernisierung; Öffentlichkeitsarbeit; Kultur, Freizeit und Tourismus; Bildung und soziale Infrastruktur.  Quelle: Stadt Einbeck







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