„Die Kuventhaler wollen ihren Ort gemeinsam gestalten“

Das Soziologische Forschungsinstitut (SOFI) Göttingen hat in einem mehrmonatigen Projekt die Lebensverhältnisse in vier südniedersächsischen Dörfern aus den Landkreisen Northeim, Goslar, Holzminden und Göttingen untersucht. Zu den ausgewählten Orten gehörte Kuventhal. Maike Simmank, wissenschaftliche Mitarbeiterin am SOFI, schildert ihre Beobachtungen.

Forschungsobjekt: Mehr als 40 Kuventhalerinnen und Kuventhaler beteiligten sich am Spaziergang mit den  Wissenschaftlern.

Welchen Eindruck hatten Sie während Ihres Forschungsprojekts von Kuventhal?
Ich habe die Stimmung als positiv und lösungsorientiert erlebt. An unserem Dorfspaziergang mit dem Heimatpfleger haben rund 70 Personen teilgenommen, davon mehr 40 aus dem Ort selbst. In einem 200-Einwohner-Dorf hatten wir eine so hohe Beteiligung nicht erwartet. Meine Wahrnehmung war: Die Kuventhaler fühlen sich verantwortlich und wollen ihren Ort gemeinsam gestalten.  

Was haben Sie während des Spaziergangs erfahren?
Einwohner aus allen Generationen haben die hohe Lebensqualität, die schöne Lage in der Natur und das aktive Vereinsleben gelobt. Die Aussagen wirkten auf mich authentisch und nicht wie eine geschönte Darstellung für die Außenwelt. Ein Bürger prägte Satz: Es ist ein Privileg, nicht in der Stadt leben zu müssen. Diese Aussage ist uns im Gedächtnis geblieben. Natürlich wurde auch über Defizite gesprochen – zum Beispiel bei der Busverbindung nach Einbeck. Klagen über mangelnde Mobilität sind typisch für alle untersuchten Orte. 

Maike Simmank.
Foto: kpw-photo
Können Sie ein Beispiel für ein spezifisches Problem in Kuventhal nennen?
Einer der Kritikpunkte war eine Bushaltestelle, die an einem Hang liegt. Für Kuventhaler, die nicht gut zu Fuß sind, ist das offenbar ungünstig und nur schwer erreichbar. Andere Bürger berichteten, dass sie sich Sorgen machen um die Versorgung mit Pflegeleistungen. Noch seien viele Bewohner des Ortes mobil. Aber in 10 oder 20 Jahren werde das anders aussehen. 

Wie ging es weiter?
Nach dem Spaziergang haben wir gemeinsam gegrillt – und noch bei der Bratwurst wurden in verschiedenen Gruppen Ideen entwickelt. Zum Beispiel für eine Mitfahrerbank, Nachbarschaftshilfe beim Einkaufen oder einen Automaten zur Versorgung mit bestimmten Lebensmitteln. Bei den Folgeveranstaltungen in den anderen Orten waren die Kuventhaler immer mit Ortsbürgermeister, Dorfmoderatorin  und Heimatpfleger vertreten. Das war einmalig innerhalb unseres Projekts. Aus unserer Sicht ist so etwas wertvoll, weil es die Vernetzung über Landkreisgrenzen fördert. 

Mehr zum Thema:
„Wir brauchen mehr Investitionen in den ländlichen Raum“
(Teil 1 des Interviews mit Maike Simmank)

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