„Die internationale Konkurrenz um Spezialisten wird härter“

Die Corona-Pandemie hat eine tiefe Wirtschaftskrise ausgelöst und verändert in vielen Unternehmen die Art des Arbeitens. Im zweiten Teil des Interviews spricht Tim Schneider, verantwortlich für die Geschäftsführung der Südniedersachsen-Stiftung, über die Folgen der Pandemie für den Fachkräfte-Wettbewerb.

Fachkräftemangel und demografischer Wandel gehören zu den Schwerpunktthemen der Südniedersachsen-Stiftung.

In vielen Branchen hat Corona die Digitalisierung beschleunigt – Stichwort Homeoffice. Was bedeutet das für die Situation südniedersächsischer Firmen?
Ich gehe davon aus, dass die Pandemie die Art und Weise unseres Arbeitens dauerhaft verändern wird. Viele Firmen und Behörden haben schnell einen guten Umgang mit den digitalen Möglichkeiten gefunden. Manches wird nach der Krankheitswelle wahrscheinlich zurückgedreht, aber andere Dinge werden bleiben. Zum Beispiel werden sich Unternehmen fragen: Brauchen wir wirklich so viel Bürofläche, wenn etliche Mitarbeiter im Homeoffice sind? Ich selbst empfinde es als großen Gewinn, dass sich viele Meetings sehr effizient online erledigen lassen – ohne An- und Abreise. Auch die durch die Pandemie vorherrschende Bereitschaft, sich intensiv mit New-Work-Ansätzen zu beschäftigen, begrüße ich sehr. Ich sehe darin die Möglichkeit, unser Arbeiten für alle Beteiligten sinnstiftender, erfüllender und effektiver zu gestalten.

Wie verändert das digitale Arbeiten den Wettbewerb um Fachkräfte?
Firmen sind weniger darauf angewiesen, begehrte Experten in die Region zu holen, denn immer mehr Aufgaben lassen sich von jedem beliebigen Ort aus erledigen. Das ist ein Vorteil. Der Nachteil: Die internationale Konkurrenz um Spezialisten wird härter, gerade weil sie den Arbeitgeber auch ohne Umzug wechseln können. In diesem Wettbewerb müssen sich die Firmen aus Südniedersachsen behaupten.

Innerhalb der Region wird es einfacher, im Homeoffice für Göttinger Unternehmen zu arbeiten und im Umland kostengünstig zu wohnen. Wird das ein neuer Trend?
Eher nicht. Zwar ist es in vielen Berufen so, dass ein wachsender Teil der Arbeit zuhause stattfinden kann. Aber das ändert nichts an den Mobilitätswünschen für die Freizeitgestaltung. Wenn jemand seine private Zeit gern in der Göttinger Innenstadt verbringt, dann wird das Leben im Umland nicht allein durch die Möglichkeit zum Homeoffice attraktiver. Es braucht beispielsweise auch eine gute Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel, denn nicht jeder besitzt ein eigenes Auto.

Mehr zum Thema:
 „Südniedersachsen hat ein Wahrnehmungsproblem“
 (1.Teil des Interviews mit Tim Schneider)

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