Viele Aufgaben – wenige Antworten

Der demografische Wandel stellt Einbecks Unternehmen schon heute vor ernste Probleme. Das gilt  besonders für die Gewinnung von Nachwuchs- und Fachkräften, wie eine Vorlage für die kommende Ratssitzung bestätigt. Das Dokument beschäftigt sich unter anderem mit den Teilstrategien für Stadtentwicklung und soziale Infrastruktur, die mit der Kenntnisnahme durch den Rat offizielle Leitlinie der Politik werden sollen. Konkrete Antworten bleiben indes rar.

Im Alten Rathaus tagt am Mittwoch, 3. April, der Einbecker Rat. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Strategien für Stadtentwicklung und soziale Infrastruktur, die das Kommunalparlament zur Kenntnis nehmen soll.

Besonders klar benennt die Ratsvorlage die Folgen des Bevölkerungsrückgangs beim Punkt Wirtschaftsförderung: Dort soll das Gewinnen von Nachwuchskräften künftig zu den zentralen Zielen gehören, bei denen die Wirtschaftsförderung die Unternehmen unterstützen müsse. "In den vergangenen Jahren waren die Nachwuchssorgen eher überschaubar. Doch inzwischen wird die Suche nach Auszubildenden in vielen Regionen und Branchen immer schwieriger", heißt es. Grund sei die sinkende Zahl von Schulabgängern. "Zusätzlich zeichnet sich der Trend ab, dass immer mehr junge Menschen ein Studium einer regulären Ausbildung vorziehen."

Als mindestens ebenso schwierig wird die Lage bei ausgebildeten Experten beschrieben. "Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen im ländlichen Raum haben wachsende Probleme, Fachkräfte zu rekrutieren", so die Vorlage. Sinnvoll seien deshalb Kooperationen, um etwa Kontakte zu Hochschulen aufzubauen oder neue Rekrutierungswege zu erschließen. Wer Fachkräfte gewinnen und binden wolle, müsse ihnen attraktive Arbeitsbedingungen bieten. "Mittelständische Unternehmen haben zwar wegen der geringeren Mitarbeiterzahlen und Gewinne organisatorische und finanzielle Grenzen, können sich aber gleichzeitig auch flexibler auf einzelne Mitarbeiterbedarfe einstellen." In den vergangenen Monaten hatten bereits die Arbeitsagentur sowie Unternehmer wie Mark-Oliver Müller über einen zunehmenden Mangel an Fachkräften berichtet.

Auch beim Thema Wohnraum macht die Vorlage deutlich, dass Einbeck auf das Altern und Schrumpfen der Bevölkerung reagiereren muss. "Der überwiegende Teil des zukünftigen Wohnraumes liegt in den Bestandsquartieren", stellt das Dokument fest. Für Neubauten hingegen soll es nur ein "moderates und ressourcenschonendes" Angebot an Flächen geben. In seiner vergangenen Sitzung hatte der Rat noch hitzig darüber diskutiert, wieviel Neubau die Stadt bei Leerstand und sinkenden Einwohnerzahlen verträgt. Unstrittig ist hingegen der Bedarf an altersgerechtem und barrierearmem Wohnraum, wie ihn auch die Vorlage feststellt.

Insgesamt benennt das Dokument viele Herausforderungen – die politischen Antworten jedoch bleiben wie schon bei der Verabschiedung der Gesamtstrategie eher vage. Laut Vorlage soll die konkrete Umsetzung der strategischen Ziele mit dem Start der Haushaltsplanung für 2020 in den kommenden Wochen beginnen.

Zu den Ausnahmen gehört der Bereich Familienfreundlichkeit, der konkrete Aussagen zur Erweiterung der Betreuungszeiten in den städtischen Kitas enthält. Heute werde vielfach nur die gesetzlich vorgeschriebene Mindestbetreuung von vier Stunden täglich angeboten, stellt die Ratsvorlage fest. Dies spiegele jedoch nicht den Wunsch vieler Eltern nach einem zügigen Wiedereinstieg in den Beruf wider. Eine Erweiterung zu einer Ganztagsbetreuung mit 8 Stunden sei daher unumgänglich. "Dies gilt gleichermaßen für die Ferienbetreuung."

Hinweis: Die Sitzung des Stadtrats beginnt am Mittwoch, 3. April 2019, um 17 Uhr im Alten Rathaus in Einbeck.

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