Wieviel Neubau soll noch sein?

Es ist eine sperrige Aufgabe, mit der sich der Kreistag jüngst befasst hat: „Neuaufstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms“ lautet ihr Titel. Hinter dem komplizierten Begriff verbergen sich aber wichtige Weichenstellungen – beispielsweise für die künftigen Neubaugebiete im Landkreis Northeim. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen. In den kommenden Monaten sollen die Unterlagen zum neuen Raumordnungsprogramm öffentlich ausgelegt werden. Die Kreistagsdokumente sind aber bereits jetzt auf der Homepage des Landkreises zu finden.  

In Vorbereitung: geplantes Baugebiet am Deinerlindenweg in Einbeck.

Unstrittig ist, dass „zentrale Orte“ wie Einbeck, Northeim, Dassel oder Bad Gandersheim auch künftig frei bleiben in ihren Entscheidungen. Wenn sie es wollen, dürfen sie weiterhin mehr Bauplätze anbieten, als sie für den eigenen Bedarf brauchen. Grundzentren wie Kreiensen, Markoldendorf, Kalefeld, Moringen oder Nörten-Hardenberg stehen ebenfalls auf dieser privilegierten Liste.

Knifflig ist die Frage, wieviel Neubau angesichts sinkender Einwohnerzahlen in den vielen kleineren Orten möglich bleiben soll. Die Statistiker des Landes Niedersachsen gehen davon aus, dass bis 2031 9 der 11 Kommunen im Landkreis Northeim schrumpfen. Ausnahmen bilden nur die Kreisstadt und Nörten-Hartenberg mit seiner Nähe zu Göttingen. Viele Dörfer trifft der Bevölkerungsrückgang hart. Anders gesagt: Sie brauchen eigentlich nicht mehr, sondern weniger Wohnraum.

Problematisch ist, dass der Kreistag in etlichen Dörfern trotzdem weiterhin Baugebiete über den Eigenbedarf hinaus zulassen will. Dies soll in mehr als 20 meist kleinen Orten möglich bleiben, darunter etwa Juliusmühle (Stadt Einbeck), Hohnstedt (Stadt Northeim) oder Relliehausen (Stadt Dassel). Gefährlich ist daran, dass viele Stadt- und Ortskerne bereits heute unter Leerstand leiden. Durch einen Überschuss an Wohnhäusern droht weitere Verödung. Und: Die zusätzlichen Kosten neuer Baugebiete – etwa für die Unterhaltung von Straßen – müssen in Zukunft von weniger Bürgern bezahlt werden.

Zukunftsweisend ist, dass die Gemeinden künftig ein Kataster mit Baulücken und Leerständen führen sollen. So soll verhindert werden, dass neue Baugebiete entstehen, während ausgewiesene Flächen ungenutzt bleiben. Auch „zukunftsfähige, nachhaltige Wohnformen“ sollen im ganzen Landkreis entstehen können. Das bietet Spielraum etwa für Senioren-WGs, wie sie in Göttingen bereits verbreitet sind.

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